Dienstag, 25. Mai 2010

Als Lehrling beim Dante-zitierenden Schlachter in der Toskana

»Wenn man in [Darios] Laden kam, wollte er nicht als Metzger gesehen werden, [ … ] aber er wusste, was man stattdessen sehen sollte: einen Künstler, dessen Thema der Verlust war. – Für mich war Panzano ein Dorf der toten Väter. Am Anfang betrachtete ich sie als Gespenster – wie ebenso viele Hamlets senior, die aus ihren Gräbern auferstehen und ihre Söhne drängen, Rache zu schwören oder zu geloben, dass sie irgendein unerledigtes Geschäft zu Ende führen. Und wie Hamlet junior konnte ich nicht sagen, ob die Gespenster gute oder böse waren. Jetzt, nach fast sechs Monaten in dem Laden, sah ich sie weder als gut noch böse an, sondern nur als nervige, tattrige Existenzen: lästige Patriarchen, die sich weigerten, ihren Tod zu akzeptieren. Schleicht euch, ihr widerlichen alten Bastarde! Bleibt in euren Gräbern und lasst eure Kinder in Ruhe!«

Bill Buford (2006) Heat. An Amateur’s Adventures as Kitchen Slave, Line Cook, Pasta-Maker, and Apprentice to a Dante-Quoting Butcher in Tuscany. dt.: Hitze. Übersetzt von Dinka Mrkowatschki. (Kapitel 26).