
Obwohl das Stück nur eine knappe Stunde dauerte, musste man gegen die Langeweile und schlimmer noch den Schlaf ankämpfen. Das Bühnenbild bestand aus zehn Einsparungen, Gräbern, und unwillkürlich zählte man die Toten bei Hamlet, kam aber nur auf neun. Der kleine Khuon faselte etwas, das sich wie Kapitalismuskritik ausnahm. Unter Deutscher Bank und Coca-Cola macht es der Salonbolschewist ja nicht. Die arme Ophelia/Elektra Valery Tscheplanowa musste sich die Stimme ruinieren, in dem sie in ein hochgehängtes Überkopf-Mikro schrie. Die geschundene Valery übernahm den Blixa-Kreisch-Part, konnte deshalb nicht an die göttliche Gudrun Gut heranreichen, deren einzigartige Stimme nebst angeborener Coolness jeden Scheißtext in literarische Höhen katapultiert.
Toller Trick: Wie schon bei seiner „Tartuffe“-Inszenierung, in das Gotscheff den Elektra-Spruch »Hier spricht Elektra. Im Herzen der Finsternis. Unter der Sonne der Folter. An die Metropolen der Welt. Im Namen der Opfer. Ich stoße allen Samen aus, den ich empfangen habe. Ich verwandle die Milch meiner Brüste in tödliches Gift. […] etc« hineinwebte, werden zusammenhanglose Texte anderen Copyrights in die Aufführung hineingesprochen. Das Publikum wundert sich, die VG Wort zahlt doppelt.
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