
Niemand wird so heutzutage so sehr gehasst wie der Medienunternehmer, jener, den angeblich nur das Geldverdienen an der Kunst reizt. Der Groll auf das Maklergewerbe zieht sich anscheinend durch die Generationen. Alle Welt redet von Shakespeare und seinem posthumen First Folio. Aber wer hat’s bezahlt? Wer hat das Papier bezahlt, die Drucker gedungen, ist bei der Obrigkeit vorstellig gewesen, hat den Kupferstecher beauftragt? Vielleicht war es ja der ewige Praktikant, zehn Jahre volontierte er in fremder Druckerei, bevor er sich an damals drittklassiger Ware versuchen durfte: Edward Blount, der kaum wahrgenommene Co-Herausgeber von Shakespeares First Folio.
20 maij [1608]
Edward Blount. Entred for his copie vnder th andes of Sir George Buck knight and Master Warden Seton A booke called. The booke of Pericles prynce of Tyre .. .. .. .. .. .. vjd
Edward Blunt. Entred also for his copie by the lyke Aucthoritie. A booke Called. Anthony. and Cleopatra .. .. .. vjd
Was fand Eingang in Blounts Kraut-und-Rüben-Sortiment? Ein umstrittenes Werk über die wahre englische Fechtkunst, geschrieben von einem penetranten Besserwisser. Eine eigenhändige Übersetzung eines unglaublich umfangreichen Werks, eines unliebsamen spanischen Autors mit dem unaussprechlichen Titel Don Quixote; eine Option auf ein minderwertiges Stück des Bühnenstars Shakespeares. (Der hatte leider eine Schreibblockade, die der Mittvierziger in den örtlichen Bordellen erfolgreich bekämpfte; die Drecksarbeit musste ein so billig als schlechter Lohnschreiber bewältigen) ...
Wer forscht über Edward Blount, über den so wenig bekannt ist, außer dass er 1562 getauft und im oder vor dem Jahr 1632 gestorben ist? Bislang nur der amerikanische Anglist Prof. Gary Taylor, der seine Verwunderung zum Ausdruck bringt: „Nobody's really paid attention to him. So I'm doing a book about him.“ Man darf gespannt sein.
Die faktenfressenden Marloweianer haben Blount schon seit längerem im Visier. Im Jahr 1994 charakterisierte Charles Michaels, Jr. unter Berufung auf Sir Sidney Lee den „Herausgeber ohne eigene Druckerei“ wie folgt: Edward Blount, according to Shakespearean scholar Sidney Lee, was a publisher of great integrity. Among his many publications were the first English edition of Cervantes’ Don Quixote, Marlowe’s Hero And Leander, John Florio’s translation of Montaigne’s Essayes, the first English-Italian dictionary, and Shakespeare’s First Folio on 1623. Blount had also been a good friend of CM and of Marlowe’s patron, Thomas Walsingham. We know this because when Blount published Marlowe’s Hero and Leander early in 1598 he dedicated the book to TW and in the dedication referred to Marlowe as “the man that hath been dear to us.” [Quelle: Marlovian.com]
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