Samstag, 19. Juli 2008

Künstlerpech

Juli. Sommerzeit. Die Staatstheater gehen in die Ferien. Incredible Hulk Peymann gewährt 3sat ein Interview aus seinem Garten. Open-Air-Bühnen hoffen auf gutes Wetter, die Stadt Neuss lädt vom 24. Juli bis zum 24. August in ihren überdachten Globe-Nachbau zum Shakespeare-Festival.

Ich habe Karten für das selten gespielte Ende gut, alles gut (All’s Well That Ends Well), lese mich ein, und höre eine Hamlet-Weise erklingen. „Dänemark ist ein Gefängnis!“ In dem Problemstück tönt eine ganz ähnliche kognitive Musik, allerdings statt in Moll- in der Dur-Tonart. Der Maulheld Parolles verkündet „Frankreich ist ein Stall, und wir die Mähren drin; drum fort ins Feld.“ (Ende gut II.3)

Künstlerpech. Hamlets dänisches Gefängnis mag an Anna von Dänemark, Gattin Jakobs I., seit 1603 Englands neuer König gescheitert sein, ohne große persönliche Animositäten.

Die Band „Juli“ hatte 2004 gerade ihren Riesenhit „Die perfekte Welle“, da ereignet sich eine Katastrophe gegen die Goethens Erdbeben von Lissabon nur am unteren Ende der Richter-Skala rangiert. Der Tsunami. Und schon passt der großartige Song nicht mehr zum Zeitgeist, wird nicht mehr im Radio gespielt.[*] Künstlerpech.

Anmerkung zu Ende gut, alles gut: Der Reclam-Herausgeber Dietrich Klose empfiehlt zur Vertiefung den New Arden Shakespeare, er nennt die Quelle des Stücks, die Geschichte der Giletta von Narbonne in Boccacios Decamerone (III.9) sowie Shakespeares Vorlage, die englische Sammlung Palace of Pleasures aus dem Jahr 1566.

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