
Zweifellos, Ophelia klingt griechisch. Manfred Pfister übersetzt den Namen in seinem Essay Hamlet und kein Ende mit „Beistand“ oder „Hilfe“, um sich sodann in die Gefilde des Nachlebens der Wasserleiche zu begeben.
Harold Jenkins, Herausgeber des Arden-Shakespeare, hingegen gab seinem Zweifel an der Angemessenheit der Namensbedeutung noch Ausdruck. Er weist auch die Anspielung auf den männlichen Ofelia aus Sannazaros Arcadia aus dem Jahr 1502 zurück. Jenkins richtet das Augenmerk auf ein zeitgenössisches Werk — Ben Jonsons 1600 aufgeführte Satire Cynthia’s Revels. Aufgeführt ausgerechnet von jenen Kinderschauspielern, über die Rosenkranz klagt, »es hat sich da eine Brut von Kindern angefunden, kleine Nestlinge, die immer über das Gespräch hinausschrein und höchst grausamlich dafür beklatscht werden. Diese sind jetzt Mode und beschnattern die gemeinen Theater … « (II.2) Und so stellt Ben Jonson seine Apheleia vor:
The fourth, in white, is Apheleia, a nymph as pure and simple as the soul, or as an abrase table, and is therefore called Simplicity; without folds, without plaits, without colour, without counterfeit; and (to speak plainly) plainness itself. Her device is no device. The word under her silver shield, “omnis abest fucus”; alluding to thy spotless self, who art as far from impurity as from mortality. (Quelle)
Sancta Simplicitas! Dies ist (liebe Schöler) die grobe Charakterisierung der Ophelia: Einfältigkeit! Der Wappenspruch heißt, soweit ich mit meinem Biologenlatein nicht am Ende bin, nicht etwa „Seetang komplett entfernt“ sondern eher „Alles abgeschminkt“.
UK-Wiki: Ben Jonson, Cynthia’s Revels
D-Wiki: Jacopo Sannazaro